Mir kam neulich der Gedanke, dass auf einer begrifflichen Ebene Faschismus und Antifaschismus praktisch dasselbe sind – nur mit umgekehrter Richtung. Also „positiver“ und „negativer“ Faschismus.
So gesehen wären Antifaschisten tatsächlich von Faschisten nicht grundsätzlich unterscheidbar.
Ich war es bisher gewohnt, „Antifaschismus“ nicht als wirklichen soziologischen Begriff zu denken – im Unterschied zu „Faschismus“ -, sondern als synonym mit einer moralischen Haltung des Widerstands, der Zivilcourage, des Humanismus – ikonisch repräsentiert in der Figur des Pastors Niemöller. Den bekannten Slogan
„Der neue Faschismus sagt nicht: ‚ich bin der Faschismus‘, er sagt: ‚ich bin der Antifaschismus‘“
hielt ich eigentlich immer für eine polemische Überspitzung. Jetzt neige ich zu der Ansicht, dass das in einem sehr wörtlichen Sinne zutreffen könnte – entsprechend des soziologischen Begriffs, wie oben formuliert.
Das alles ist insofern bedeutsam, als es derzeit keinen lebendigen „positiven“ Faschismus zu geben scheint, der vom negativen Faschismus in Schach gehalten werden müsste. So richtet sich letzterer gegen den zivilen Kern des Gemeinwesens (der sich – zumindest aktuell – eben nicht im Faschismus-Modus befindet) und droht damit die Gesellschaft zu zerstören.
Das ist tragisch, weil meiner Meinung nach ca. 90% der „antifaschistisch“ eingestellten „Gutmenschen“ eigentlich die skizzierte moralische Haltung einnehmen, die eigentlich den zivilen, liberalen Aggregatzustand der Gesellschaft stabilisieren sollte – zumindest haben sie keine wirkliche Affinität zum harten, negativen Faschismus.
Aber sie bilden durch die nicht stattfindende Reflexion eines naiven, moralischen Haltungs-Antifaschismus das Ökosystem, aus dem heraus dieser neue, reale, harte, negative Faschismus entsteht und aus dem er sich nährt.